Welche Verbindung existiert zwischen einem Nobelpreisträger und dem HBS Planspiel Decision Maker?
Der Nobelpreisträger (Wirtschaftswissenschaften) Daniel Kahneman lehrt uns zahlreiche bewusste und unbewusste Fehler beim Treffen von Entscheidungen. Unser Wirtschaftsystem und die Entscheidungsträger sind bei weitem nicht so rational bei ihren Entscheidungen, wie man eigentlich vermuten (hoffen) sollte. Ein gut konzipierter Algorithmus kann uns besser voraussagen, welcher Wein der neue Star sein wird – und der vermeintliche Wein-Experte wird gegen die Prognose des Algorithmus verlieren. Als Weinliebhaber hat Daniel Kahnman eine kleine Welt für mich zusammen brechen lassen. Ähnlich geht es bei komplizierten Entscheidungen im Krankenhaus oder an der Börse – der Algorithmus gewinnt, der Experte verliert.
»Der Mensch ist es nicht gewohnt, scharf nachzudenken«,
lautet eine Kahneman-Essenz. Oft lässt sich der Mensch von seinem Unterbewusstsein und seiner Intuition leiten. Ohne dieses »System 1«, das schnell, unbewusst und oft emotionsgesteuert Entscheidungen herbeiführt, könnten wir gar nicht überleben. Doch es begeht eben auch Fehler, die nur zu vermeiden sind, wenn wir das »System 2« mit seinen bewussten, langwierigen und oft anstrengenden Überlegungen einschalten. Meistens geschieht das gar nicht, wir fühlen uns auch so wohl. Und selbst wenn wir bewusst über ein Problem nachgrübeln, dann kann die Emotion immer noch siegen.
In unserem Planspiel Seminar Decision Maker haben wir gerade die Erkenntnisse von Kahneman aufgenommen und ein Stück weit kann man den Systemwechsel von System 1 auf System 2 im Team erlernen. Ein Instrument, welches wir bereits seit über 10 Jahren einsetzen ist der Analytisch-Hierarchische-Prozess (AHP) von Prof. Saaty. Gerade mit dem AHP werden die systemrelevanten Faktoren im Team zur Entscheidungsvorbereitung identifiziert und danach bewertet. Wer sich nicht mit der komplizierten Mathematik im Detail herumschlagen möchte, kann sich dem Tool auf der Internetseite www.123ahp.com bedienen.
In unserem letzten Seminar haben wir die Einsatzmöglichkeiten mit 10 CEOs aus verschiedenen Ländern intensiv diskutiert und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass allein die Erarbeitung der wichtigsten Einflussfaktoren signifikant zu der Entscheidungsvorbereitung beitragen kann. Aus unseren Erfahrungen nimmt auch die Qualität der Entscheidungen zu, aber wie Eingangs schon besprochen – traue keinem Experten. Ob es eine belastbare Korrelation zwischen Einsatz von Entscheidungsinstrumenten und Entscheidungsqualität gibt, muss noch intensiv erforscht werden.
In jedem Fall ist es notwendig zu wissen, welchen Entscheidungen man trauen sollte und bei welchen man sich bewusst noch ein zweites Mal anstrengen sollte. Bei der Bearbeitung von Kahneman habe ich folgendes gelernt – manche Entscheidungen trifft das System 1, meist schnell, intuitiv und mit wenig Aufwand. System 2 ist der Arbeiter in unserem Gehirn, muss aber den Arbeiter motivieren. Bei Kahneman kann man lernen, bei welchen Denkprozessen wir regelmäßig zu Fehlern kommen – eben auch die vermeintlichen Experten.
Diese Themenkomplexe werden in Zukunft von uns weiter bearbeitet werden, damit unsere Planspiele möglichst viel Entscheidungshilfen liefern können. Aktuell kann unser Planspiel (computerunterstütztes Planspiel General Management II von TOPSIM) die meisten Lerneffekte bieten. Wollen Sie sich an dieser Diskussion beteiligen? Kontakt HBS Berlin